KÜNSTLERWELTEN

Oskar Mulley

Dr. H.-D. Richter mit einem Gemälde Oskar Mulleys in Spachtel-Technik.


Ebenso wichtig wie das angeschnitten dargestellte Haus in Nahsicht ist für die Bild-Komposition dieses Werkes ein Bild-Element, das nur durch die Bild-Mittel des Künstlers erfahrbar wird, ohne selbst zur Darstellung zu gelangen. Es ist die Tiefe des nahen Abgrundes, die Oskar Mulley mittels einer betonten Kontur-Linie des Felsens am linken Bildrand sowie durch einen Farbverlauf des Himmels-Blaus zum Ausdruck bringt. Die Bildsprache des Künstlers enthält in all seinen Werken Hinweise auf nicht Dargestelltes, aber zu Erahnendes.
Ein Kunstgriff, der dem Betrachter Gedanken-Spielräume eröffnet.      © Viviane Kafitz

 

Während unserer Geschäftstätigkeit konnten wir als Auktionshaus Richter & Kafitz bisher über 70 Mulley-Gemälde an Sammler und Liebhaber zu Höchstgeboten vermitteln.

 

Gabriel von Max

 

 

Gabriel Max
Gabriel Max

Ein sogenanntes „Köpfchen“ des Münchner Maler-Lieblings Gabriel Max zieht bei Richter & Kafitz die Blicke auf sich. Ihr Schöpfer, der in Prag geborene, überwiegend in München tätige Gabriel Cornelius Ritter von Max, gehörte im München des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts zu den bekanntesten und beliebtesten Malern. Seine Werke waren hoch populär und wurden als Sensationen gefeiert. Im Jahr 1900 hält Fritz von Ostini fest, dass jedes neue Bild von seiner Hand für München ein Ereignis war." (vgl. Ostini, Fritz von, Gabriel Max. Zu des Künstlers 60. Geburtstag am 23. August, in: Über Land und Meer 42 (1900), 84, S. 773, zitiert nach: Birgit Jooss, in: Gabriel von Max, Malerstar, Darwinist, Spiritist, 2010, S. 50.) Die Mädchenbilder des Malers bilden einen eigenen Werk-Komplex seines Oeuvres. Über die Münchner Stadtgrenzen hinaus waren die kleinformatigen Mädchenbildnisse so begehrt, dass Kunsthändler aus ganz Europa diese Arbeiten bei Gabriel Max in Auftrag gaben (vgl. Caroline Sternberg, in Gabriel von Max, Malerstar, Darwinist, Spiritist, 2010, S. 143). Die Beschäftigung mit der Darstellung emotionaler Zustände in menschlichen Gesichtszügen darf wohl im Zusammenhang des wissenschaftlichen Interesses des Künstlers an Anthropologie, an der Entwicklung des Menschen im Vergleich zum Tierreich gesehen werden. Die Anthropologie fesselte den Künstler sein ganzes Leben. Er legte eine bedeutende naturwissenschaftliche Sammlung an. Wie auch Darwin beschäftigte er sich wissenschaftlich mit dem Menschen im Vergleich zum Tier. Verblüffenderweise lebte die Familie Max seit 1869 mit Affen zusammen unter einem Dach. Die berühmten Affen-Gemälde des Künstlers zeugen von seiner Beschäftigung mit Affen- und Menschen-Gebärden. Um die Darstellung seelischer Zustände in einem menschlichen Gesicht ging es Max auch in seinen beseelten Mädchenbildnissen, mit denen der Maler den Nerv der Zeit traf.  Sie entsprachen der Sehnsucht nach emotionaler Entgrenzung im „nervösen“ Gefüge des Fin de siècle und waren heiss begehrtes Gut.

Gabriel Cornelius Ritter von Max

1840 in Prag geboren, ging Gabriel von Max zunächst bei dem Porträt-, Genre- und Historienmaler Eduard von Engerth (1818-1897) in seiner Geburtsstadt Prag in die Lehre, wo Engerth seit 1857 die Kunstakademie leitete. Im Jahr 1859 erhielt Gabriel Max ein Kaiserliches Stipendium, mit dem er in Wien bei Carl  v. Blaas, Karl Mayer, Christian Ruben und Carl Wurzinger studierte. Sowohl in Prag als auch in Wien hielt Max nicht viel vom akademischen Unterricht. Er arbeitet vielmehr selbständig in der akademischen Bibliothek und im Kupferstichkabinett, schult sich in Museen und Galerien. Nach einer Zwischenstation in Prag (1863) zog Gabriel von Max nach München, wo er 1864 Schüler von Piloty wurde und sich ein Atelier mit Makart teilte. Die Piloty - Klasse zählte an der Akademie zur Königsklasse. Als beide Schüler 1869 zugunsten von Nachwuchs-Schülern von Piloty entlassen wurden, bezog Gabriel Max ein eigenes Atelier. In diese Zeit fallen Reisen nach Italien und nach Holland. 1870 holt der Maler seine Familie (Mutter und zwei Schwestern) nach München. Neben der Malerei beschäftigt ihn der Aufbau einer naturwissenschaftlichen Sammlung. Bereits seit früher Jugend ist er naturwissenschaftlich und anthropologisch interessiert. Auch seine Malerei profitiert von seinen naturwissenschaftlichen Studien zu Farbwahrnehmung und Sehprozessen, die Gabriel Max faszinieren. Am Ende seines Lebens hinterläßt er eine 60-80.000 Objekte umfassende Sammlung von Schädeln, Skeletten u.v. a.m. (Zur Sammlung vgl. Karin Althaus, in: Gabriel von Max. Malerstar, Darwinist und Spiritist, 2010, S. 247-257). Vielleicht aus seinem Interesse für die Entwicklung des Menschen heraus begründet sich seine Liebe zu Affen. Seit 1869 lebt Gabriel Max mit Affen zusammen. 1873 heiratet der Maler Emma Kitzing, mit der er drei Kinder zur Welt bringt. In die Münchner Zeit des Malers fallen äußerst qualitätvolle Werke, etwa seine Illustrationen und die bis heute geschätzten Gemälde "Die Schwestern" oder "Märtyrerin am Kreuz". Seit 1869 arbeitete Max mit Erfolg in einem eigenen Atelier in München. Vor allem seine Bildnis- und Figuren-Gemälde bescherten ihm bereits zu Lebzeiten internationale Anerkennung. Gabriel Max' Interesse an Psychologie und Anthropologie spiegelt sich in den bewusst ausgearbeiteten Gesichtszügen seiner Dargestellten, die er häufig in Augenblicken emotionaler Bewegung mit psychologisch deutbarer Mimik zeigt. Die meist melancholischen Züge seiner Mädchenbildnisse wecken die Empathie des Betrachters.  Gabriel von Max zählte zu Lebzeiten mit Defregger und Lenbach zusammen zu den bekanntesten und erfolgreichsten Malern Münchens. Er ist mit zahlreichen Werken in öffentlichen Sammlungen in Europa und USA vertreten.

Zu Gabriel von Max vgl. Thieme / Becker, Bd. 24, S. 288f; Gabriel von Max. Malerstar, Darwinist, Spiritist, hg. von K. Althaus u. a., München 2010. (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus). 


Walter LEISTIKOW

 

Walter Leistikow (Bromberg 1865-1908 Schlachtensee / Berlin)

 

Im Jahr 1883 beginnt Walter Leistikow an der Berliner Akademie. Er verlässt jedoch die Hochschule der bildenden Künste der Königlichen Akademie Berlin bald wieder und nimmt  Privatuntericht bei Hermann Eschke und Professor Hans Gude.  Walter Leistikows frühe Werke sind noch dem Naturalismus verhaftet. Er malt traditionelle Landschaften, überwiegend mit Personenstaffage. Bald beginnt ihn die Stimmung der Landschaft zu interessieren. Nicht mehr die realistische Wiedergabe der Natur, sondern die Ausstrahlung der Landschaft wird zum Thema seiner Malerei. Seine Landschaften verlieren an Details, zeigen eine Stilisierung zugunsten der Stimmungswirkung. Im Jahr 1892 wird Walter Leistikow zu einem der führenden Gründungsmitglieder der 'Vereinigung der XI', die sich gegen die Berliner Akademie und die von Wilhelm II. gesteuerte Kunstpolitik wendet. Die Mitglieder verband die Auflehnung gegen eine staatlich gelenkte Auswahl der in den Akademieausstellungen gezeigten Kunstwerke und gegen die Ablehnung neuer, internationaler Tendenzen der Malerei. Obwohl die 'Vereinigung der XI' nur bis 1897 bestand, blieb die oppositionelle Haltung gegenüber der Akademie bei vielen Künstlern bestehen. Die zunächst negative Beurteilung und Ablehnung seines Werkes "Grunewaldsee" aus dem Jahr 1895 durch die Jury der großen Berliner Akademieausstellung (eine korrigierte Entscheidung, das Gemälde wurde später angenommen) wurde zur Initialzündung für die Gründung der Berliner Secession 1898. Die führenden Persönlichkeiten der Berliner Secession waren Walter Leistikow und Max Liebermann. Die erste Ausstellung der Berliner Secession fand bereits 1899 statt.

Drei Jahre lehrte Walter Leistikow an der Königlichen Kunstschule (1890-1893). In dieser Zeit verbrachte er die Sommermonate meist auf dem Land, in Friedrichshagen bei Berlin, wo er auf dem Landgut Gerhart Hauptmanns wohnte und von dort aus die märkische Landschaft erkundete, die zum Haupt-Motiv seiner Malerei wurde. Leistikow unterhielt freundschaftliche Kontakte zu Gerhart Hauptmann und den Dichtern Arno Holz und Max Halbe. Seine Landschaften zeigten seit Ende des 19. Jahrhunderts in ihrer Reduzierung die Einflüsse des in Paris gefeierten Japanischen Stils. Auch die Linearität und der Ornamentcharakter des Jugedstils wurde von Leistikow aufgenommen und in seinen Ladschaftsmotiven des Märkischen Landes umgesetzt. Ein Jahr vor seinem frühen Tod erhielt er ehrenhalber den Professorentitel der Berliner Akademie.

Vgl. Thieme / Becker, Bd. 22, S. 599ff; Irmgard Wirth, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert, Berlin 1990, s. 448f und 476-480.