Sommer-Auktion bei Richter & Kafitz am 13. Juli 2024

Vorbericht

Am 13. Juli um 15 Uhr startet Richter & Kafitz seine diesjährige Sommer-Auktion Aufgerufen werden etwa 70 Positionen aus privaten Einlieferungen. Hervorzuheben sind rund 40 Lose an Handzeichnungen von Johann Elias Ridinger:
Darunter findet sich ein studienhaftes, bislang unbekanntes Selbstbildnis des Künstlers im Format 29 x 21 cm (Bleistift auf Papier, Startpreis: 900,- Euro).  
Ridinger (Ulm 1698-1767 Augsburg) zählt zu den herausragenden Künstlern des 18. Jahrhunderts hinsichtlich heimischer und exotischer Fauna. Als Maler, Zeichner, Kupferstecher, Radierer und als bedeutender Verleger erlangte er internationale Reputation.  Seine Grafiken, die sich auf nahezu 1600 Blätter addieren, stehen neben vergleichsweise weniger zahlreich erhaltenen Zeichnungen und Gemälden. 1856 schuf G. A. W. Thienemann mit der Herausgabe von "Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger (…) Leipzig 1856“, eine Basis für die heutige Grundlagenkenntnis des Künstlers.
Aufgerufen werden teils großformatige Zeichnungen, die bisher nur in Kupferstich-Ausführung bekannt waren und den bei Thienemann erwähnten Stichen als originale Vorlagen zugewiesen werden können.  Erwähnt sei zum Beispiel die allegorischen Rötel-Zeichnung aus dem Tageszeiten-Zyklus: „Die Mitternacht“ (Th. Nr. 1204, ca. 44 x 34,4 cm). Ein Mann deutet auf ein von einer Laterna Magica an die Wand geworfenes Schattenspiel. Zu sehen ist Amor, eine Binde vor den Augen, und eine große Sense in der Hand. Aus gleichem Zyklus stammt das Motiv „der Morgen“ (Th. Nr. 1201, ca. 42,5 x 36,4 cm).  
Neben diesen genannten sind vier weitere Originale den Grafiken zuzuordnen („Der Geruch Odoratus “Th. 1215 , „Der Zorn Ira“ Th. 1234, „Der Dudelsackspieler“, Th. 1239 sowie eine wilde tierische Jagdszene „Leopardenrudel reißen Pferde“ Th. Nr. 1143, ca. 36 x 46,4 cm).
Weiter beinhaltet die Ridinger-Sektion zahlreiche Tier-Motive, teils exotisch und „abnorm“. Heraus stechen die Darstellung eines Elefanten, verschiedene Nashorn-Motive, (Jagd-) Hunde, ein Kamel, ein „Hirscheber“, Luchse, Hamster, Papageien, Affen (u. a. Paviane), Hirsche, Rehe, Hyäne, Marder, oder ein Fuchs mit zwei Schwänzen und Rotwild-Porträts, die zum Teil in handschriftlichen Verweisen den Jagd-Tag und den Namen des erfolgreichen, hochrangigen Jägers nennen.  
Die als Einzelblätter oder als Kleinkonvolute aufgerufenen Lose gehen mit Startpreisen zwischen 100,- und 1000,- Euro ins Rennen.

Neben dem Komplex der Ridinger -Zeichnungen bietet die Gemälde-Sektion der Auktion große Namen:
Christian Rohlfs ist mit zwei Werken vertreten:  Das in Aquarell und Kreide ausgeführte Sujet „Weise Männer“ (Kreide/Aquarell, ca. 37,8 x 55,8 cm, Limit: Euro 8.000.-) zeigt drei weiß gekleidete, auf einer weißen Bank im Gespräch zusammensitzende Männer. Die pointierte Darstellung besticht über das Motiv hinaus durch ihre Farbgestaltung. Die zweite Arbeit von Rohlfs zeigt zwei „Männer auf der Straße“ (Aquarell/Wachskreide, ca. 50 x 50,5 cm, Limit : Euro 9.000.-, Expertise Paul Vogt), die durch den Nicht-Ausdruck ihrer Gesichter in der kurzzeitigen Nähe des Vorübergehens Anonymität suggerieren.
Aus einer süddeutschen privaten Sammlung gelangen zwei Werke Karl Hofers zur Auktion.  Zum einen das Gemälde „Drei Frauen am Strand“ (WVZ Nr. 2021 B von 1947, Öl auf Leinwand, 110,3 x 91,5 cm), das dem Titel gemäß drei junge Frauen zeigt, die in sommerlicher Kleidung bis zu den Knien in einer Düne stehen, wie für ein Erinnerungsfoto den Betrachter frontal anblickend.  Das zweite Gemälde Karl Hofers zeigt eine „Bedrängte Frau“, von einem hinter ihr stehenden Mann umfasst, dessen Locken sicher nicht zufällig an Teufels-Hörner erinnern und dessen Körper vom Hofer nicht zufällig rot gegeben ist. (WVZ Wohlert Nr. 1955 B von 1946, Öl/Leinwand, 95x65 cm). Beide Arbeiten werden bei jeweils Euro 32.000,- aufgerufen.  
Im Angebot der Skulpturen hervorzuheben ist ein 47 cm messender, besonders ausdrucksstarker Bronze-Elefant von Herbert Garbe (1888-1945). Die Körper-Konturen des Elefanten werden vom Bildhauer schollenartig aufgebrochen. Das Tier steht mit zusammengeführten Beinen auf einem runden Sockel, den Rüssel wie zum Ruf erhoben. Die Artifizierung des Elefanten in seiner Gestaltung und die Positionierung auf einem Postament erinnern an eine Zirkus-Nummer. Der Startpreis für Garbes Elefanten liegt bei 3200 Euro.
Die Kategorie ‚Verschiedenes‘ birgt eine Seltenheit: eine Deckenleuchte mit umlaufenden Buntglas-Scheiben, die über zwei Etagen verteilt insgesamt 52 Totentanz-Szenen in qualitätvoller Ausführung zeigen (Startpreis: 800 Euro).
In der kleinen Mobiliar-Auslese findet sich neben einem schönen barocken Aufsatz-Schreibschrank und drei antiken Sammler-Teppichen eine zweischübige Rokoko-Kommode hervorstechender Qualität (Ausrufspreis: 1000,- Euro).